Interview mit unserem Lehrer Herrn Messerschmidt

Um 14 Uhr waren wir, Emilia, Sophie, Loona und Noah, vier Schüler der neunten Klasse, für das Interview verabredet. Bei einem normalen Interview denkt man eigentlich an Personen, die voreinander in einem Raum sitzen und ein gemütliches Gespräch führen. Jedoch war unser Interview ein etwas anderes.

Wir setzten uns zu dritt in die elfte Klasse, vor einen Laptop, auf dem wir die Videokonferenz sahen, die seit ein paar Minuten lief. Auf dem Bildschirm erblickten wir einerseits Noah, der vierte Schüler im Bunde, und direkt daneben lächelte Friedhelm Messerschmidt uns aus seinem kleinen Kästchen, in dem wir ihn sahen, freundlich zu. Manchmal konnten wir seinen Hund im Hintergrund hören, dann war der langjährige Lehrer für Geschichte und Sozialwissenschaft für einen kurzen Moment beschäftigt. Jedoch hörte er unseren Fragen genauso aufmerksam zu, wie wir seinen Antworten

Vom Spiel zur Realität: Herr Messerschmidt war schon als kleines Kind fasziniert von der Schule und der Rolle des Lehrers. Wie er erzählt, hat er wohl schon früher gerne mal Schule gespielt; doch Lehrer wollte er damals noch nicht werden. Stattdessen tendierte er eher zum Beruf des Lokführers, oder Verkäufers, doch auch die Überlegung Pfarrer zu werden stand schon im Raum.
In der Schule, die er besuchte, waren seine Lieblingsfächer Deutsch und Geschichte, aber auch Erdkunde gehörte zu den liebsten, wobei Naturwissenschaften nicht zu seinen Lieblingsfächern gehörten. Wie sein früherer Berufswunsch Pfarrer zu werden über ihn aussagte, war er schon von Kind an sehr mit der Kirche verbunden, was wohl bis heute anhält.

Der Weg zum Lehrer
Alles begann mit dem Studium der katholischen Theologie in Bonn. Das Studium dauerte acht Jahre. Aber schon nach vier Jahren entschied sich Herr Messerschmidt dazu auch zusätzlich Geschichte zu studieren. Noch während seines Studiums begann er in Korschenbroich Geschichte zu unterrichten. Schon nach dem ersten Tag wusste er, dass Unterrichten genau das war und  ist, was er bis zum Ende seines Lebens machen wollte. Als er dann 1981 sein Examen in Geschichte erhielt, begann er mit dem Referendariat. Mit der Beendigung seines Referendariats begann ein neuer Lebensabschnitt. Er fing an, an einem “reinen” Mädchengymnasium zu unterrichten. Es ist das Gymnasium Marienberg. Dort unterrichtete er Geschichte, Politik und katholische Religion. Er arbeitete dort viele Jahre, jedoch 2015 hörte er auf und “wechselte” zur Waldorfschule.
Seit dem arbeitet Herr Messerschmidt nun an unserer Schule. Er übernimmt nur Epochen, zum Beispiel die Sozialkunde-Epochen in der neunten und zehnten Klasse, aber auch noch Epochen in anderen Klassen. Zum Glück können wir Herr Messerschmidt noch ein paar Jahre an unserer Schule willkommen heißen, da er, solange sein Alter es noch zulässt, bei uns unterrichten wird. Für die Zukunft hat er sich vorgenommen, viel Zeit mit seinen Enkelkindern zu verbringen. Sein Plan ist es auch eine Fahrradtour von Salzburg an die Adria über den Alpe-Adria-Radweg zu machen.

Waldorfschule im Vergleich
Bemerkenswert findet Herr Messerschmidt sehr den Unterschied von Waldorfschule und Gymnasium bzw. staatlicher Schule. Die Schulform des Gymnasiums ist sehr leistungsorientiert. Mehr Notendruck, längerer Unterricht  und nur 12 Schuljahre sind Alltag an Gymnasien. Uns teilt er mit, dass er besonders die Hilfsbereitschaft von guten SchülerInnen, sich um schwächere Schüler zu kümmern, schätzt: “Das erlebe ich hier in einer Form, die ich am Gymnasium nie erlebt habe.”Auf der Waldorfschule existieren Haupt-, Mittel-, Real- und Gymnasialniveau. Der Nachteil an einem Gymnasium ist, dass dort nur ein Niveau herrscht. “Waldorfschüler sind gute Schüler, interessiert und um gute Leistungen bemüht.”

Für Herrn Messerschmidt war eine Klasse ausschließlich mit Mädchen normal. Für ihn bringen Jungen eine ganz neue Note in den Unterricht ein. Jungen interessieren sich mehr für gesellschaftliche Fächer als Mädchen, sagt er uns: “Diese neue Note finde ich sehr bereichernd.”

Unterricht mit Corona
Herr Messerschmidt bezeichnete die Zeit des Online-Unterrichts als “anfangs problematisch”. Er sei mit dem Medium vorher nicht vertraut gewesen und musste sich alles telefonisch beibringen lassen. Für ihn war die Zeit des Online-Unterrichts “nicht optimal”, der direkte Kontakt sei für ihn besser und  wichtiger. Wer Lust hatte und motiviert war, der hat mitgemacht und wer nicht, der ist abgetaucht. Die Bildungsplattform aber, die wir dieses Schuljahr für den Distanzunterricht genutzt haben, sei jedoch in seinen Augen sehr gut gewesen, auch, wenn er nicht alle Funktionen komplett durschaut habe.

Herr Messerschmidt hofft jedoch auch, dass das nächste Schuljahr anders ablaufen wird und er unsere Schülerschaft wieder “in echt” sehen kann.
Er nimmt die Zeit des speziellen Unterrichts aber positiv auf. “Ohne Herausforderungen wäre das Leben langweilig”, teilte er uns mit.

Geschrieben von Emilia Kaiser, Sophie Brizuela, Loona Schmidt und Noah Campregher (Schüler der Klasse 9)