Teil I

von Ute Darmer

Wie kommen unsere Kinder eigentlich zu uns in die Schule, wenn sie 6 – 7 Jahre alt sind? Sie sind herangewachsen in Familie und Kindergarten, haben ihren Körper auferbaut, haben hoffentlich eine gute sie umgebende Welt kennengelernt. Und nun wollen sie einen Schritt heraus aus der umhüllenden Geborgenheit, wollen Schritt für Schritt die Welt erobern.
Um im Leben „ draußen „ zu bestehen, brauche ich einen guten Halt in mir selbst .Wie erwerbe ich ihn mir? Für die jüngeren Kinder kommt viel darauf an, wie sie sich weiter mit ihrem Leibe verbinden können. Etwa die Hälfte unserer Arbeit als Lehrer an der Waldorfschule bedeutet deshalb für die Klassen 1 bis ungefähr 7, den Kindern dabei zu helfen, ihren Körper oder Leib ihren Bedürfnissen entsprechend zu einem guten „ Lebenswerkzeug „ auszugestalten. Dazu gehört z. B. ein möglichst geschicktes Beherrschen der Arme und Beine, das Erwerben körperlichen Durchhaltevermögens, ein sicheres Orientieren mit rechter und linker Seite. Auch die weitere gesunde Entwicklung innerer Organe wie auch des Zahnwechsels ist wichtig.

Dies alles kann sich dann gut vollziehen, wenn die Seele in einem guten Gleichgewicht lebt. Freude, Ernsthaftigkeit, Mut, Trotz, dann wieder Innigkeit und Mitfühlen – Können und vieles mehr sind ihre “Saiten”. Diese „Saiten” wollen gepflegt, ja angeregt werden zu „ klingen „. Auch hier bedürfen die Kinder der liebevollen Führung zunächst ihrer Eltern, später dann auch ihrer Lehrer. Sind diese Instrumente – der Leib und die Seele – gut gestimmt, kann die Geist – Persönlichkeit, die Individualität, die jedes Kind von Anfang an ist, sicher und vertrauensvoll in die große Welt hineinwachsen und einst seine Lebensaufgabe mit Kraft übernehmen.
Auf diesem Wege in das Leben hinein kann die Eurythmie ein fein helfender Begleiter sein. Denn was tue ich, wenn ich Eurythmie mache? Ich bewege menschliche Sprache mit meinem Leib, in welchen meine Seele und meine Individualität eingegliedert sind. In der Sprache steckt mein Tätigsein – indem ich spreche -, mein Erleben – indem ich Gefühle mitteile durch das „ Wie „ meines Sprechens – und schließlich mein bewusstes Denken – indem Worte und gesprochene Sätze einen Sinn in sich tragen. Dadurch, dass ich Sprache bewege, angefangen vom einzelnen Laut, den ich mit den Armen forme, bis hin zu Gedankenzusammenhängen, die ich im Raum schreite, stärke ich mich als Mensch in meinem Leibe aus innerer, eigenster Kraft heraus. Ich verfeinere mein „ Leibesinstrument „, mache meine Seele „ biegsam „ und beweglich und lerne schließlich, immer bewusster auf diesem Instrument zu „ spielen “.
Wie sich dieser Weg im Laufe der Schuljahre vollzieht, wollen wir im Folgenden einmal anschauen.