Gut gelaunt sitzt mir Frau Lucio via Zoom gegenüber. Wir kennen uns aus vielen Redaktionstreffen für den Wochenbrief. Beim Plaudern erfahre ich spannende Geschichten über ihre Familie, Spanien, ihr Zuhause in Düsseldorf und die Tücken der deutschen Sprache.

Frau Lucio ist leidenschaftliche Spanischlehrerin und Mutter von vier Kindern zwischen 13 und 20 Jahren.
Ursprünglich kommt sie aus Barcelona. So oft es geht fährt sie mit ihrer Familie dorthin, um die spanische Großfamilie zu besuchen. Sie liebt die Stadt, die Küste, das besondere Licht. „Es ist wunderbar, wenn meine Kinder auch dieses besondere helle Licht wahrnehmen, wenn die Küste diesen Ockerton annimmt und das Meer glitzernd erstrahlt. Das ist die Farbe meiner Kindheit.“

Besonders gerne isst sie frische Meeresfrüchte, aber auch das rheinische Himmel & Äd esta muy rica. Deutschland ist eindeutig ihr Zuhause, wie sie betont und das seit mittlerweile 30 Jahren.

Mit süßen 20 kam Frau Lucio nach Deutschland, um ursprünglich Germanistik zu studieren. Aber Minnegesang und andere angestaubte Themen waren nicht ihr Ding und so schwenkte sie um auf spanische Sprach-und Literaturwissenschaft sowie Kunstgeschichte und arbeitete dann einige Jahre als Spanischlehrerin an der Uni in Bayreuth.

Ihren Mann lernte sie am zweiten Tag in Deutschland kennen, eine „schicksalshafte Begegnung“ sagt sie lächelnd. Zusammen gingen sie nach Düsseldorf. Dort war ein Waldorfkindergarten in der Nähe. „Das war großartig. Ein Bauernhof-Kindergarten. Die Kinder waren dabei, wie die Schafe geschoren wurden und dann Wolle daraus gemacht wurde. Richtig heile Welt“, erzählt sie.
Der älteste Sohn besuchte zunächst die Regelschule, doch unter dem Leistungsdruck litt die ganze Familie. Der Wechsel zur Waldorfschule war genau das Richtige und damit auch der Weg für die jüngeren Geschwister geebnet. „Der Große hat mittlerweile schon Abi gemacht – ein Abi mit Mehrwert“, sagt sie und erklärt, „wegen allem, was er bis dahin in der Schulzeit erlebt hat.“

Als überzeugter Waldorf-Fan fackelte Frau Lucio nicht lange als sie in der Erziehungskunst eine Fortbildung für Spanischlehrer und Waldorfpädagogik entdeckte.
So nahm alles seinen Lauf: Seit 2019 unterrichtet sie Spanisch von der 8. bis zur 12. Klasse. Ihre Begeisterung für die Rudolf-Steiner-Schule ist deutlich spürbar. Sie schwärmt von der schönen Atmosphäre und dem tollen Miteinander von Lehrern und Schülern.
Für die SchülerInnen sei der Zugang zum Spanischen sehr leicht. Durch Urlaube hätten viele schon eine Verbindung dazu. Das mache die Spanisch-Epoche in der 8. Klasse für alle sehr lebendig, erklärt sie. „Sprache verbindet unglaublich. Ich war in Kuba und in Mexico, also in komplett unterschiedlichen Kulturen. Ich fühlte mich den Menschen durch die gemeinsame Sprache sofort nahe. Knapp 500 Millionen Menschen sprechen Spanisch. Das macht die Sprache für die SchülerInnen sehr attraktiv.“

Was sie sich einfach nicht merken kann, ist der Unterschied zwischen „Gürtel“ und „Gurt“. Da verdrehen ihre Kinder immer wieder die Augen und sagen „Mama, also so langsam solltest du das mal wissen.“ 

Sabine Lück, Redaktionsteam Wochenbrief

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