Das dritte Schuljahr der Waldorfschule bekommt nach dem mitschwingenden Rhythmus der ersten beiden Schuljahre einen neuen Duktus. Die Kinder verlassen im Reifungsprozess in einem wichtigen Entwicklungsschritt „das Paradies“ und das Praktisch-Wirkliche tritt markant hervor.

„Im ersten Schuljahr dachte ich, der Sankt Martin auf unserem Schulhof am Feuer wäre der echte Sankt Martin. Aber in Wirklichkeit ist er ein guter Mensch, der sich so anzieht wie Sankt Martin.“ So erklärt mir eine Drittklässlerin das Geschehen rund um das Martinsfeuer auf dem Schulhof vor einigen Wochen und spricht damit aus, was für viele ihrer KlassenkameradInnen nun gilt.

Die dritte Klasse beginnt mit einer Epoche zum biblischen Schöpfungsmythos und der Vertreibung aus dem Paradies. „Von nun an lernten die Menschen, die Erde zu bebauen und sich ihr tägliches Brot zu erarbeiten.“ So endet unser Heft zur Schöpfungsepoche.
Bereits vor Michaeli beginnt die Klasse mit der Vorbereitung eines Feldes im Schulgarten, um dort Winterroggen säen zu können. Jäten, pflügen und eggen sind die aufeinanderfolgenden Tätigkeiten in den nächsten Wochen, bevor das Korn gesät und abgedeckt wird. Nun folgt eine lange Zeit des Wartens und Hoffens, denn „Wachtum und Gedeihen, das liegt in Gottes Hand. Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein…“ So heißt es im Lied zur Feldbauepoche, dem Bauernlied (1783) von Matthias Claudius angelehnt. „Der Neumond zieht das Wasser an, das er den Acker gießen kann. Und langsam, mit dem Mondenhorn, wächst aus dem Acker Halm und Korn“. Wenn es so geht, werden wir im nächsten Sommer unsere Ernte einbringen können. Vom Ernten, Dreschen, Sieben und Worfeln, der Übergabe eines Teils unserer Ernte an die dann dritte Klasse zur erneuten Aussaat und vom Mehl mahlen, Brot backen und aufessen erzählen wir dann in einem Jahr 😉 wenn wir selbst die vierte Klasse sind.

Die SchülerInnen der dritten Klasse sind mit Eifer dabei.
Nach der Jätearbeit „Hühnerhirse, wir kommen!!!“ liegt unser Feldboden offen da.
Den Pflug haben wir schon in der Klasse in allen Einzelteilen kennen gelernt. Nun aber kräftig gezogen als Pferdchen im Geschirr der vorgespannten Strickleiter! Aller Rost, übers Jahr angesetzt im Schuppen, wird abgewetzt von der Pflugschar. „Die Furche, die zieh ich so lang und so klar. Ich hebe die Brocken mit wendiger Schar. … Sei Bauer nur fleißig, dann roste ich nicht.“

Die schwere Egge wird in zwei Gruppen übers Feld hin und her gezogen. „ Boden, werd zart und fein, bald kommt das Korn hinein.“
Alle SchülerInnen der vierten Klassen haben einen Teil ihrer Roggenernte in unser Körbchen gelegt. Dankeschön! „Einen Teil unserer Ernte geben wir euch, ihr sollt sie neu beleben.“ Jedes Kind der dritten Klasse nimmt am Feld eine Hand voll Korn aus dem Körbchen und sät die Körner aus. „Bemesst den Schritt, bemesst den Schwung! Die Erde bleibt noch lange jung! … Und keines fällt aus dieser Welt. Und jedes fällt, wie`s Gott gefällt.“

Nun braucht die junge Saat Schutz und wir ziehen mit vereinten Kräften ein Netz über unser Feld. Am Donnerstag, dem 17. November, schließen wir die Feldbauepoche Klasse 3 ab. Wie wird unser Feld wohl aussehen, wenn wir in der Adventszeit unser Feld besuchen kommen?
Vielen Dank an unseren Gartenbaulehrer Herrn Konietzko, der uns bei allen Arbeiten mit Rat und Tat zur Seite stand. Und Grüße an die Redaktion des Wochenbriefes. Frau Kaiser kam einmal als Zaungast schauen, wo wir wohl stecken.

Irma Schiefner, 3. Klasse