DIE 12 SINNE IN DER WALDORFPÄDAGOGIK
Eigenbewegungssinn und Gleichgewichtssinn

Mit diesem Bericht schließe ich die unteren Sinne ab. Wie der Tastsinn und der Lebenssinn beziehen sich der Eigenbewegungssinn und der Gleichgewichtssinn ebenfalls auf die körpernahen Sinne

Die ersten sehr unkontrollierten Strampelübungen des Babys werden zunächst nur im Inneren des Körpers wahrgenommen. Mit großer Freude nimmt das Kleinkind Bewegungen, Gestik und auch Mimik wahr und ahmt diese nach. Das Nachahmungsprinzip ist in der Waldorfpädagogik von großer Bedeutung und für die Entwicklung des Eigenbewegungssinns ein wichtiger Bestandteil. Durch die freudigen Bewegungen der einzelnen Körperteile des Kleinkindes bekommen diese immer mehr eine Lage zueinander. In der weiteren Entwicklung gelingt es dem Kleinkind, die Bewegungen immer bewusster einzusetzen und den unterschiedlichsten Situationen anzupassen. Auch der emotionale Ausdruck ist ein Entwicklungsschritt des Eigenbewegungssinns. Mit seiner Mimik gelingt es dem Kind seine emotionalen inneren Gefühle wie Freude, Schrecken oder auch Erstaunen auszudrücken.

Im Wahrnehmen und Erleben des Eigenbewegungssinns entwickelt sich der Gleichgewichtssinn. Die Bewegungsmöglichkeiten, die das Kind über seine Wahrnehmung erlernt, bilden ein großes Zusammenspiel der unteren Sinne. Um zu laufen, muss es sich zunächst aufrichten und dann das Gleichgewicht halten. Es lernt sich als aufrechter Mensch zwischen oben und unten, rechts und links sowie vorne und hinten im Raum zu bewegen. Das Zusammenspiel des Tastsinns, Lebenssinns und Eigenbewegungssinns festigen beim Balancieren, Wippen, Schaukeln, Rollschuhlaufen, Seilspringen oder auch auf Stelzen Laufen den Gleichgewichtssinn.

Mit der Schulreife sollte die Entwicklung der unteren Sinne so weit entwickelt sein, dass es dem Kind möglich ist, mit seinen erlernten Körperbewegungen umzugehen und diese situationsbedingt einzusetzen. Das Kind kann dann seine Aufmerksamkeit auf das Zuhören richten, so dass das schulische Lernen möglich wird. Hier ist jedes Kind unterschiedlich weit entwickelt. In der Waldorfpädagogik ist die Eurythmie von großer Bedeutung. Diese stärkt den Bewegungssinn und wird bei den Klassenspielen in der der 8. und 12. Klasse angewandt.

Der Eigenbewegungssinn hat einen großen Einfluss auf das Erlernen der Mathematik und braucht ein besonderes Augenmerk. Er zeigt, inwieweit das Kind in sich orientiert ist. Die Orientierung in Raum und Zeit sowie die Körperkoordination gezielt einzusetzen, ist eine wichtige Voraussetzung. Sie ermöglicht dem Kind mathematische Operationen erst zu erleben und dann zu denken. Damit das Kind Freude am Rechnen erlebt, hat der Eigenbewegungssinn bei der Zweitklassuntersuchung, aber auch bei evtl. angesetzten Förderstunden eine besondere Bedeutung

Mira Riedel, Förderlehrerin