Sie sehen alle so aus, als hätten sie eine Zeitreise gemacht. Man fragt sich überhaupt, ob die Bekleidung früherer Zeiten von Malern gemacht wurde. Die Klasse 12 genießt die Kostüme aus dem Fundus des Stadttheaters Krefeld. Vor der ersten Aufführung eine angeregte Nervosität. Die spätere Leiche schlendert mit dem Messer in der Brust durch die Aula. Die Nebelmaschine röchelt ihren Vorlauf. Jeder schminkt jeden. Die eigene Rolle tritt noch weiter aus dem Schatten noch mehr ins Leben und wird nochmal durchgespielt, bestaunt, befragt …

„Abserviert“ hieß das Stück von Christine Rettberg, in dem der alte Sherlock Holmes seine Lebensverhältnisse klärte und alle damit überraschte. Ein letzter Coup vor seinem Rückzug nach Cornwall, mit zwei Leichen, eine davon „echt“. Sie wurde in einer Schubkarre auf, neben und vor der Bühne hin- und hergeschoben, um sie neugierigen Blicken zu entziehen – natürlich erfolglos. 

Die Klasse 12 entführte das Publikum in die glamouröse Welt englischer Aristokratie. Die Queen lächelte aus ihrem Bildnis, der Rolls Royce parkte in Sichtweite. Sein Emblem, in dem sich ein nobles Kleid im Fahrtwind zu Flügen ausbreitet, schimmerte durch die gemalte Terrassentür. Der Butler wurde für eine kurze Stunde zum Butler, die Lady zur Lady, der Lord zum Lord, und die Bediensteten gaben dem verwirrenden Stück Rätsel auf. Der schwere Kopf des Bärenfells war die zuverlässige Stolperfalle für den Butler wie in „Dinner for …“ – und Tante Agatha würde unvermeidlich eine berühmte Krimiautorin werden. Zum Schluss kam Sherlock Holmes und klärte alles auf, fast alles! Es brauchte noch den blutüberströmten Gärtner, der mit seiner Mistgabel am Ende die Logik des Stücks überholte und den Applaus entfachte. 

Ein großes Lob an die Klasse 12, die sich in ihrer Schauspielepoche unter der Regie von Maren Gambusch sehr effektiv vorbereitet hat. Als Klassenbetreuer war es für mich erfreulich und überraschend zu sehen, wie jede/r immer tiefer in seine Rolle hineinwuchs. Es waren sehr schöne Abende, die uns die Klasse schenkte. Ein großer Dank dafür!

Marc Dimmig / Klassenbetreuer