…würde man in Loriots Ausspruch den Mops durch Präsenzunterricht ersetzen, wäre er nicht falsch, allerdings bezogen auf einen langfristigen Zeitraum. Kurzfristig geht’s. Es gibt sogar einiges zu entdecken, und Routinen werden ausgehebelt.

„Der ermordete Marat“, ein klassizistisches Bild, entstanden in den Wirren der französischen Revolution. Eine schöne Leiche, die einen Zettel und eine Schreibfeder hält. Der nahezu unblutige Tod eines Märtyrers, dessen unverstorbenes Antlitz dem Betrachter noch etwas auf den Weg geben will. So wollte ihn der Maler sehen.
Die Schüler der Klasse 11 kritzeln im Auftrag ihres Lehrers frech ins Bild: Bunte Linien, mit denen das Geheimnis der Komposition gelüftet werden soll. 27 Teilnehmer hat die Gruppe, einige fehlten. Sichtbar werden nicht alle, wohl aber aufgeführt in der Teilnehmerliste.
Und dann noch „Der Kuss“ von Edvard Munch, der umschlungenste seiner malerischen Küsse, wiederum entweiht durch Kompositionslinien. Die Kopfbewegungen baldiger Abiturienten – wohin schauen sie, was machen sie, was denken sie? Choreografien sich selbst erziehender Schüler.

Nach zwei Wochen Distanzunterricht entsteht das Rätsel der leibhaftigen Begegnung und ihrer Formkraft. Ja, tatsächlich, es fand eine Formung statt, bisher (und bald wieder!), durch die simple Wucht physischer Präsenz. Nicht nur das Widerständige, auch die Stimulation und Entfaltung der eigenen Kräfte fehlt im Moment. Stattdessen die bunte Schattenwelt des Bildschirms. Der Intellekt freut sich, bewegt sich unbeschwert. Freuen wir uns mit ihm für den Moment, und auch über die kleinen lustigen Kamerabildchen voneinander.

Marc Dimmig
Nach zwei Wochen Distanzunterricht entsteht das Rätsel der leibhaftigen Begegnung und ihrer Formkraft. Ja, tatsächlich, es fand eine Formung statt, bisher (und bald wieder!), durch die simple Wucht physischer Präsenz. Nicht nur das Widerständige, auch die Stimulation und Entfaltung der eigenen Kräfte fehlt im Moment. Stattdessen die bunte Schattenwelt des Bildschirms. Der Intellekt freut sich, bewegt sich unbeschwert. Freuen wir uns mit ihm für den Moment, und auch über die kleinen lustigen Kamerabildchen voneinander.

von Marc Dimmig