“Werden die Tage kurz,

werden die Herzen hell.

Über dem Herbste strahlt

leuchtend Sankt Michael.

Sankt Michael,

Herr der Zeit!

Du gibst wahres Brot

und ein neues Kleid!“

– Heinz Ritter –

Der Klang von weit über hundert Stimmen breitet sich begleitet vom Klavier in die herbstlich werdenden Lüfte über dem Schulhof aus. Andächtig stehen die Schüler der Unterstufenklassen mit ihren Lehrern, Begleitern und einigen Eltern in einem großen Kreis. Später dann liegen Rufe, Anfeuerungen, Durcheinandergerede, Gesang, Luftanhalten und auch mal Schweigen über dem Schulgelände. Klar: wir feiern Michaeli.

Schon am Tag zuvor und am Morgen bauten die Paten der 9. Klasse mit den Lehrern die verschiedenen Stationen auf, an denen die Kinder dann Geschick, Kraft und Mut auf die Probe stellen konnten. Nach dem Singen strömten die Klassen genau dorthin aus. Wer kann auf dem Balken nicht nur balancieren, sondern auch noch im Hahnenkampf einen Gegner oder eine Gegnerin hinunter befördern? Oder selber mit Haltung fallen?  Auf einer Slagline musste über „Lava“ balanciert werden und am Seilweg mit verbunden Augen unwegsames Gelände überwunden werden. „Traust du dich mit verbundenen Augen über den Barfußpfad?“ „Komm, ich führe dich.“, „Über das Feuer will ich nicht springen“. „Doch! Auf das Feuer freue ich mich am meisten!“, „Und auf die Sporthalle!“ Zustimmendes „Ja“, von vielen Seiten. Statt in der Sporthalle fanden wir uns an Bord eines Piratenschiffes mit echten Piraten und passender musikalischer Begleitung wieder, das in Nebel und Rauch eines gebauten „Feuers“ aus Tüchern getaucht war. Magisch! Der Parcour war für einige herausfordernd, für andere ein Klacks: Schwingen, Klettern, Springen machte auf jeden Fall allen Spaß.

Wie die Wichtel und Heinzelmännchen hatten die Eltern jeder Klasse in der Zwischenzeit liebevoll eine Rittertafel in Schwertform gedeckt, die echten Helden würdig war. Diese betraten ehrfürchtig ihre in Kerzenschein gehüllte Klasse und stärkten sich dann zum Abschuss des Tages gemeinschaftlich mit roten Genüssen, die das Blut mit Eisen kräftigten. 

Michaeli ist wie viele Feste ein ganzer Zeitraum, den wir alle mit Bewusstsein begehen können, um uns und die Welt weiter zu entwickeln. Nach der Balance der Tag- und Nachtgleiche werden die Tage nun wieder kürzer. Mit der michaelischen Kraft können wir nicht nur das Dunkel um uns herum, sondern auch das Dunkle in uns selbst erhellen. Voller Mut können wir  so hoffentlich auch unserem inneren Drachen ins Auge sehen – Ängsten, Zweifeln, negativen Gedanken, die uns daran hindern unser wahres, höheres Selbst zu leben- und ihn besiegen. Dafür wünsche ich uns allen Wahrheitslicht, Liebe, Kraft und Mut.

Für die Unterstufe, Helen Mäurer, Klassenlehrerin